Strassenküche

Kunst im öffentlichen Raum  |  Konzept, Ausführung und Veranstaltung  |  Auftraggeber*in: RAHM architekten  |  2006  |  Wien



www.strassenküche.at

Über den Zeitraum von 2 Wochen, zeitgleich zu Soho in Ottakring, wird jeden Morgen über Internet, auf einer eigenen Homepage, der aktuelle Standort der mobilen Straßenküche verlautbart.

 

Die Standorte sind über die gesamte Stadt Wien verteilt und folgen einem imaginären Pfad, der im Laufe der 2 Wochen immer erkennbarer werden wird. Die Auswahl der Punkte orientiert sich an der Qualität der Plätze aufgrund ihrer Besucherfrequenz zu bestimmten Zeiten, ihrem Konsumpotentials in der näheren Umgebung, ihrer exklusiven Isoliertheit. Großartige Fallbeispiele dafür sind der Florida-Tower zur Rushhour, die Twin-Towers zum Lunch, das Burgtheater nach einer Vorstellung. Der gesamte Abfolgeplan wird im Vorfeld bei der Behörde angemeldet und um Genehmigung der Kunstaktion im Rahmen von Soho in Ottakring angesucht. An den Plätzen wird für den Zeitraum von maximal 1,5 Stunden eine mobile Straßenküche aufgebaut und aus einem begrenztem Vorrat aus frischem Gemüse, Brot und Fisch eine warme Spezialität auf einer Garplatte zubereitet und verkauft.

 

Das direkte Umfeld wird zu Beginn über diesem Koch-Event informiert und von den Hintergründen der Aktion in Kenntnis gesetzt, um in weiterer Folge Diskussionen um Gebietsstreitigkeiten, etc zu entgehen. Der Konsument selbst wird über die Aktion weitgehend in Unkenntnis gelassen und nur auf Anfrage wird ihm Auskunft erteilt. Selbstverständlich weist eine grafische Anmerkung auf der mobilen Küche auf Soho in Ottakring und auf weitere Informationen auf der Event eigenen Homepage.

Jeder Kochtag wird fotografisch festgehalten und im Internet neben einem Umsatz- und Erfahrungsbericht des Kochs dokumentiert. Erst hier wird die Aktion als Kunstevent lesbar, während es im Geschehen - zumindest anderswo - alltäglich ist.

 

Soho in Ottakring entsendet als Schutzherrin Boten in die Stadt, taucht speziell und punktuell auf und macht Appetit auf mehr (Kunst). Dabei ist die mobile Küche ein Gate in zwei Richtungen; das Publikum aus Soho, das sich auf Schnitzeljagd nach dem Leckerbissen macht und so die Stadt erobert, auf der einen und die zufälligen Kunden, die den Appertizer genießen und so nach Soho einsteigen, auf der anderen Seite. Die Straßenküche finanziert sich selbst, der Erfolg jedoch ist unabhängig vom Umsatz. Die mobile Küche bringt eine ersehnte Abwechslung zu Bigmac, Kebab und Co uns ist als permanente Intervention denkbar.

 

 

He, das ist ja gleich ums Eck! Das nütze ich heute aus.

 

Es ist nicht so, dass dort nur die sogenannten Durchschnittsbürger essen, auch Reiche und Angestellte aus näheren Bü̈ros essen dort. Man sieht sogar westliche Marken wie Bmw oder Mercedes an Straßenküchen stoppen, um entweder sich was einpacken zu lassen oder im Wagen zu essen. Manche steigen auch aus und setzen sich, im feinen Anzug oder Kleid, auf alte zum teil wacklige Stühle und Tische und essen mit Genuß. Jugendliche passen für ein kleines Honorar auf den Wagen so lange auf.

(Wilfried Stevens/Die mobile Thailändische Küche)

 

Ein Kollegin teilt einer anderen die Möglichkeit mit, direkt vor dem Haus ein ausgezeichnetes Menü zu beziehen. Als diese dort hinkommt, ist die mobile Küche schon wieder weg. Was war das?

 

Und er hat mich vorbei gehen gesehen und zum ersten Mal in seinem Leben traf er wohl auf einen Menschen, der ihn bei der Arbeit sah. Als er aus dieser seiner Verborgenheit hinaustrat, wurde er gesehen. Und als dieser junge Mann, dieser junge Koch bei seiner ungeheurer einsamen, verlorenen, abseitigen Arbeit überrascht worden war und mich angeschaut hat, da blickte er nicht nur überrascht, sondern auch zutiefst erfreut.

(Peter Handke/Das Zugehen auf den anderen, den "Idioten" am Rand, STANDARD 19.06.2003)

 

Völlig egal ob irgendjemand das Angebot wahr nimmt. Allein es genügt den Koch "der vielen Lokalitäten" zu präsentieren.

 

Alle Zutaten werden oder wurden vor dem Kochen gesäubert und klein geschnitten. Die eigentliche Zubereitung geht sehr schnell vor sich, da die meiste Zutaten nur kurz angebraten werden müssen. Gemüse wird nur angekocht und nie zerkocht. die meisten Gewürze, die man verwendet sind Chili, Ingwer, Schwarzer Pfeffer, Tamarinde, Zitronengras, Koriander, Fischsauce und Shrimppaste.
(Wilfried Stevens/Die mobile Thailändische Küche)