Gemeinsam leben in Alberndorf
Örtliches Entwicklungskonzept und Maßnahmenkatalog | geladener Wettbewerb | Auftraggeber*in: Gemeinde Alberndorf | 2019 | Oberöstereich
Das Wohnen ein Dorf, das Leben ein Fest
Um die Kommunikation zwischen der ansässigen Bevölkerung, potenziellen Bauträgern und
interessierten SiedlerInnen transparent zu gestalten, soll ein SiedlerInnenprofil entwickelt werden.
In einem partizipativen Prozess (im Rahmen von Zukunft 4211) und unter Einbeziehung von
vorhandenen Instrumentarien, wie zum Beispiel „Klimaaktiv Standard für Siedlungen und
Quartiere“ (learning from) soll ein maßgeschneidertes Portfolio für Alberndorf entwickelt werden.
Dieser Prozess stärkt die gemeinsamen Interessen der Bevölkerung und entwickelt ein
selbstbewusstes Standing. Das Ergebnis in Form einer umfassenen Informationsbroschüre lässt
die UrheberInnen aktiv in den dörflichen Entwicklungsverlauf mit weiteren Steakholdern auftreten.
Die Ansiedelung in der Gemeinde wird dadurch zu einer reflektierten Entscheidung jedes/r
einzelnen.
Das Dorfhaus wird als erster Impuls errichtet. Es dient als Ideenwerkstatt im Ort und soll Raum für
intensive gemeinsame Kommunikation der derzeitigen und zukünftigen BewohnerInnen
bereitstellen. Es ist Erweiterung des Ortszentrums und beherbergt neben Erweiterungsflächen für
das Gemeindeamt auch Nahversorger wie ein Cafe und den Bauernladen. Für Besucher ist es ein
Infopoint. Hier lassen sich Wanderwege erfragen und sonstige Einblicke in das Leben in der
Gemeinde gewinnen. Der „Kümmerer“, professioneller Leerstands- und Leerflächenmanager,
sowie Ombudsmann für die Dorfentwicklung hat hier seinen Arbeitsplatz als Teil eines
großzügigen Co-working Space. Hier arbeiten die BewohnerInnen von Alberndorf an einem
gemeinsamen Ort. Diese direkte Vernetzung macht das creative Potential der Gemeinde
zugänglich. Das Dorfhaus als Mobilitätszentrum ist Standort des gemeindeeigenen E-Car-sharing
Programmes und bietet in der Tiefgarage ausreichend Platz für das notwendige Parken der
benachbarten Grundstücke sowie für so manches Fest.
TAKE OVER Für den Bauhof neben der Schule soll ein neuer geeigneter Standort im
Gemeindegebiet gefunden werden. Die Fläche wird als Erweiterungsfläche der Schule in Evidenz
gehalten. In der Zwischennutzung wird das Gelände samt Bestandsgebäude der Jugend als Werk-
Lab zur Verfügung gestellt: Proberaum, Werkstätte, Fahrradreparatur, Veranstaltungen,
workshops, Laboratorium zur Mitgestaltung – Gründung eines Jugendvereins für Kultur und Werk
„smArte“
Im Szenario der natürlichen Bevölkerungsentwicklung wächst die Gemeinde von Alberndorf in
15 Jahren um 181 Personen.
Dabei steigt die Altersgruppe der über 65 jährigen um 80% des derzeitigen Standes. Das
entspricht in absoluten Zahlen einer Erhöhung um 478 Personen dieser Altersgruppe während die
anderen entsprechend abnehmen.
Im Laufe eines Lebenszyklus befriedigt das traditionelle Einfamilienhaus die Wünsche für Personen
zwischen 25-55 Jahre. In Hinblick auf die demographische Entwicklung könnte man sagen, dass
für dieses Szenario der Bedarf in Alberndorf durch den vorhandenen Bestand gedeckt ist. Das
Hauptaugenmerk in der Siedlungsentwickung muss daher auf der Schaffung von Wohnraum für
die Altersgruppe 60+ und von leistbaren und Nutzungs offenen Wohnungen für unter 30 Jährige
liegen, um Abwanderung zu verhindern.
Für einen ökologischen und ökonomischen Umgang mit Infrastruktur und Bauland schlagen wir
also im örtlichen Entwicklungskonzept nachfolgende Strategien vor.
IMPULSE im Zentrum
• Neubau eines Dorfhauses mit Mischnutzung als Initialzündung und zur Erweiterung des
Gemeindeamtes, als Treffpunkt und Veranstaltungsraum
• Entwicklung Nutzungsneutraler Grundrisse, die als leistbare Startwohnung oder als Startup-Fläche dienen.
• Neubau eines Generationenwohnhauses in unmittelbarer Zentrumslage
• Neubau einer Spielschule „Kinderladen“ als Erweiterung der Kinderbetreuung und Nutzung als umfassendes Bildungshaus (Musik, Handwerk, soziale Kompetenz, etc) für Kinder und Erwachsene
• Installation eines Jugendhofes als Zwischennutzung
• VERDICHTUNG im Siedlungsgebiet und NUTZUNG der unbebauten Flächen
• freie Grundstücke über 800m2 müssen als Mehrparteienhäuser entwicklet werden
• unbebaute Grundstücke mit gemeinsamer Liegenschaftsgrenze werden als zusammenhängendes Bauprojekt entwickelt, um eine höhere Dichte zu erreichen
• Verdichtung der vorhandenen Bebauungsstruktur durch geeignete Konzepte
Benefit: Ermöglichung von sozialem Wohnbau, dichtere Bebauung, Gemeinschaftsflächen und - räume möglich, geringe Flächenversiegelung, Energie sparende Bauweise
Im Szenario des starken Bevölkerungswachstums steigt die Bevölkerung von Alberndorf in 15 Jahren um 1442 Personen. Dabei wächst die Altersgruppe der über 65 Jährigen ebenfalls um 80% des derzeitigen Standes. Allerdings steigt die Gruppe der unter 65 Jährigen um absolut 964 Personen. Dieser enorme Bevölkerungszuwachs kann mit der derzeitigen Besiedelungsstruktur nicht bewältigt werden. Grund und Boden sind eine kostbare Ressource und in Hinblick auf den Klimawandel gewinnt der intakte Freiraum zwischen den Gebäuden an regulierender Bedeutung. Es treten oszillierende Problemfelder auf, bei denen gezielt gegen den heutigen Standard gesteuert werden muss und Zukunftsstrategien entwickelt werden müssen. Aber diese Entwicklung ist auch eine große Chanze, da es für manche Veränderungen das Erreichen einer kritischen Masse bedarf.
STRATEGIEN im Dorf
• Schaffung eines Dorfhauses als Initialzündung für HomeOffice und StartUps in Form von Co-working Spaces
• Findung und Unterstützung von ausbaufähigen Dienstleistungen als Beschäftigungsfeld (siehe Mobilität)
• Schaffung von nutzungsneutralen Räumen um Funktionsänderungen zu ermöglichen ( Wohnen, Büro, Praxis, Kleingewerbe,etc)
• das Setzen auf neue Siedlungsschwerpunkte (Autofreiheit, Gemeinschaft) zielt auf ein Publikum, das neue Beschäftigungen sucht oder mitbringt
• Anbot von Gemeinschaftsflächen auf Grundlage des Siedlerinnenprofils im Innen (5% der Nutzfläche) und im Außen (Beschränkung der Privatnutzung) ermöglicht Anbot von Dienstleistungen: das Gästezimmer, die Quartiersküche, die Werkstatt, etc
• Generationenwohnen schafft Beschäftigung durch soziale Dienste und Facilitymanagement
• aktive Werbung um Baugruppen mit integriertem Beschäftigungskonzept Mobilität
• Dorf der kurzen Wege
• fußläufige Erschließung im Inneren der Siedlungsstruktur
• Verbannung des Autos an den Rand der Siedlung
• Ausbau der Radmobilität: „Dorfesel“ freie verfügbare Dorffahrräder
• längerfristige Herabsetzung der Stellplatzverpflichtung
• Anbot an alternativen Mobilitätskonzepten: car-sharing, transport on demand
Die Siedlungsstrukturen entwickeln sich um das Dorfzentrum und wachsen von hier konzentrisch nach Bedarf. Die Bebauungsdichte der Bauprojekte im Süden und Westen ist gegenüber der Besiedelungsstruktur höher, um eine Ausgewogenheit sicher zu stellen. Die Gewichtung der Kernzone des Ortes wird dadurch gestärkt. Dafür wird auch die Hauptstraße des Dorfes als Begegnungszone ausgebildet, um die Ansiedelung von Handels- und Dienstleistungsangeboten zu unterstützen. Für die Versorgung der anwachsenden Bevölkerung wird das Konzept des Bauernladens erweitert und mit einem Lieferservice ausgebaut. Damit kann auf die Ansiedelung einer Kaufhauskette verzichtet werden, da sozial- und umweltverträgliche Produkte zur Verfügung stehen. Die Verortung im Dorfzentrum trägt zur Stärkung der Mitte bei.
Entwicklung der Bauplätze im Siedlungsgebiet NEU
Im Inneren des Siedlungsgebietes wird ein Auto freier Rad- und Fußweg als Verbindung des Ortszentrums mit dem Freizeitpark projektiert. Jedes Grundstück ist an diesem öffentlichen Erschließungsweg gelegen bzw entsprechend anzuschließen. Die verkehrsmäßige Erschließung der Grundstücke erfolgt durch vorhandene Gemeindestraßen oder geringfügig neu zu errichtende Stichstraßen. Aus diesen Randparamtern ergeben sich die Größen der Grundstücke. Für die unterschiedlichen Qualitäten der Grundstücke ist in jedem Fall die geeignete Projektentwicklung (Baugruppen, Gemeinnützige Genossenschaften) fest zu legen. Auf eine große Diversität und gute Mischung ist auch in Hinblick auf die Demographie Rücksicht zu nehmen.