Hauszeit im Village
Wohnbau Baufeld 12B | geladenes Planerinnenauswahlverfahren | Auftraggeber*in: ARE Austrian Real Estate | 2022 | Village im Dritten Wien
gemeinsam mit: Karin Standler Landschaftsarchitektur
Visualisierung: RAHM architekten
Auf dem Bauplatz sind 2 Baufelder ausgewiesen, die auf Grund ihrer Lage und Konfiguration unterschiedliche organisatorische und strukturelle Architekturlösungen bedingen.
Baufeld H mit einer Tiefe von 9,8 bis 18 Meter ist mit der Längsfront zum großen Village-Park orientiert. Hier schlagen wir einen Gebäudetyp mit Laubengangerschließung vor, der die Verschwenkung der Baufluchtlinien als Erweiterung für private Freiräume und für Gemeinschaftsterrassen in jedem zweiten Geschoß nutzt. Dieser vertikale Garten, der an den Laubengang angedockt ist, schafft einen klimatischen Puffer im Süden und gleichzeitig eine Kommunikationszone sowohl Haus intern als auch zum Park. Die Typologie ermöglicht durchgesteckte Wohnungen, die dadurch optimal belüftet und belichtet werden. Die städtebauliche Lage an der neuen Mitte und die Maßstäblichkeit und Organisation des Hauses präferieren hier kleinere Wohnungen. Der klare Konstruktionsraster ermöglicht jedoch eine flexible Anpassung an einen geänderten Wohnungsmix.
Die Absenkung des Fußbodenniveaus im Erdgeschoß auf das tiefer liegende Parkniveau um 50 Zentimeter bei gleichzeitiger Überhöhung schaffte auf dieser Ebene ideale Atelierwohnungen, die mit Wohnen und Arbeiten am Park für einen lebendigen Austausch sorgen. Ein „Freiwilliger Durchgang“ über eine Rampe ermöglicht die Verbindung zum Gartenplateau. Hier ist eine Gemeinschaftsküche anliegend, die in Kombination mit den Außenraumnutzungen, wie Küchengarten und Kleinkinderspielbereich, kleinräumlich einen Treffpunkt etablieren kann.
Das Haus ist ab Decke über Gartenniveau in Holzbauweise konzipiert mit Holz-Stahlbeton-Verbunddecken, mit tragenden Wänden aus CLT-Elementen und Außenwänden aus Holzrahmenkonstruktionen. Der Laubengang ist eine selbststehende Stahlkonstruktion mit aufgelegten Betonfertigteilplatten und Absturzsicherungen aus Kombinationen von Holmen mit Netzfüllung und Gitterkörben, die als Bepflanzungskörper dienen. Die architektonischen Elemente finden sich auch im Bauteil A wieder.
Das Baufeld A ist am Rand des Quartiers gelegen und bildet durch den Höhenunterschied vom Gartenplateau zwischen den Häusern und dem Niveau der Otto-Premminger-Straße eine attraktive Sockelzone aus. Direkt an der südöstlichen Baufluchtlinie ist eine Erschließungsrampe, die eine Durchquerung ermöglicht und Stadt und Quartier verzahnt. Wir nutzen hier die Höhenentwicklung, um zwischen abgesenkter Tiefgarage auf Straßenniveau und erster erhöhter Wohnebene ein extra Geschoß ein zu schieben. Darüber hinaus schlagen wir eine Teilung der Geschoßflächen am Übergang der unterschiedlichen zulässigen Gebäudehöhen vor, um eine optimierte Ausnutzung der Niveaus und Höhenentwicklungen zu ermöglichen. Daraus ergibt sich an dieser Nahtstelle über einen zweigeschossigen Zugang eine seitliche Erschließung des Hauses und verbindet sich über die vertikale Erschließung in diesem Bereich quer durch das Haus mit der gemeinschaftlichen Stadtterrasse und Gemeinschaftsküche auf Gartenniveau und dem Ausgang zur Straße. Hier ist zur Nutzung ein Moblitätsshop unter dem Haus angeboten und Werkstätten unter die Stadtterrasse geschoben, die auf Straßenniveau großzügig öffenbar sind und quartiersübergreifend zur Verfügung stehen.
Das eingefügte Zwischengeschoß bietet Platz für Büroflächen zur Homeoffice Nutzung über der Garagenzufahrt, für einen von der Rampe ebenerdig begehbaren Fahrradraum und dahinterliegenden Einlagerungsräumen. Dazwischen liegt der Technikraum, der die Sammlung und Verteilung der Ver- und Entsorgungsleitungen für die darüber liegenden Wohnungen ermöglicht. Der Baukörper ist mit einer Mittelgangerschließung organisiert, die über das quergedrehte Stiegenhaus von der Nordwestfassade direkt belichtet wird. Die Konfiguration begünstigt größere Wohnungen an den Ecken, die zweiseitig optimal belichtet und belüftet werden. Die Lasten werden über die Außenwände, tragende Innen- und Erschließungskernwänden abgetragen und spielen die Wohnungstrennwände frei. Dadurch kann über die Geschoße ein unterschiedlicher Wohnungsmix sichergestellt werden.
Das Haus ist ebenfalls über der Decke Zwischengeschoß bzw. über der Garage in Holzbauweise entworfen. Für die privaten Freiräume sind im Bereich der direkten Nachbarschaft in der Kubatur Nischen ausgebildet, um sowohl Distanz über die Loggien wahren zu können als auch Weitblick über die auskragenden Balkone zu ermöglichen. Das Material dieser tragenden Stahlkonstruktionen, die Absturzsicherungen und die Pflanzentröge für die vertikale Begrünung wiederholen sich aus dem Bauteil H. Die Fassaden beider Bauteile ist eine hinterlüftete Holzfassade, die mit unterschiedlichen Ansichtsbreiten und einem Wechsel zwischen vertikaler und horizontaler Lattung die Fassadenebenen schichtet und gliedert.