Projektraum Kreativer Widerstand - Ort der offenen Erinnerung

Erweiterung und Neugestaltung KZ-Gedenkstätte Gusen  |  offener Wettbewerb  |  Auslober*in: Burghauptmannschaft   |  2025 

 

Planungsteam: Marlis Rief, Landschaftsarchitektin  |  Inge Manka, Senior Scientist  |  Andreas Strauss, freischaffender Künstler

 

Mitarbeit: Fanni Aliz Florian



Das KZ Gusen war ein Lager der Stufe III. Die Insassen waren hier den härtesten Haftbedingungen ausgesetzt. Nicht zu letzt durch künstlerische Betätigung gelang es Häftlingen sich „die eigene kulturelle Identität und ein Stück innerer Freiheit zu bewahren. Kunst wurde dabei als Akt des geistigen Widerstandes begriffen.“ Darüber hinaus dokumentieren diese künstlerischen Arbeiten die Realität des Konzentrationslagers für die Nachwelt und bezeugen das Geschehene.

 

In der unweiten Gedenkstätte Mauthausen wird bereits auf vielschichtige Weise in einem originären Umfeld der Vernichtung durch Arbeit erinnert. Unser Projekt will Gusen als Ort des kreativen Widerstands und des offenen Erinnerns etablieren. Dafür wird das Raumprogramm um einen Projektraum für aktuelles künstlerisches Schaffen erweitert, der die historischen, künstlerischen Dokumente kontextualisiert und neuen Formen der Auseinandersetzung mit dem Holocaust und dem Widerstandes durch Kunst Platz bietet.

Indem der „Projektraum Kreativer Widerstand“ aktiv Inklusion ermöglicht, ist er offen für alle Menschen und präsentiert vielfache, kreative Ausdrucksformen in dieser Gedenkstätte. Als Verknüpfung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erlaubt dieses Angebot eine Auseinandersetzung mit der künstlerischen Ausdruckskraft der Häftlinge, die trotz unfassbaren Leids im Lager durch Kunstproduktionen wie Zeichnungen, Gemälde, Karikaturen, Literatur und Musik Widerstand leisteten.

 

Damit soll die Gedenkstätte zu einem offenen und lebendigen Erinnerungsort werden, der die Ausbalancierung von Tat- und Leidensort, von gestaltetem Ort und diskursivem Ort durch die Entwicklung von neuen (künstlerischen) Formen der Erinnerung immer wieder neu verhandelt und realisiert. Das Ausstellen historischer Werke und aktueller Kunst zum Holocaust verknüpft diese mit gesellschaftlichen und politischen Themen der Gegenwart, um insbesondere jüngeren Generationen einen teilgebenden Zugang zur Erinnerungskultur zu bieten.

Das Besucher*innenzentrum / Haus der Commons im Besonderen, aber auch die gesamte Gedenkstätte sind als Ausstellungs- und (Kunst)Produktionsort gedacht. Die Ausstellung „Kunst und Kultur im Konzentrationslager Mauthausen“ (2007) könnte Grundstock und zentraler Bestandteil dieses Ansatzes sein, der sich als Ergänzung zu bestehenden Dauerausstellungen sieht. Überleben ist kreativer Widerstand; Gedenken und Erinnern ist Arbeit; Kunst schafft Möglichkeiten.

 

 

Material:

• Kunst und Kultur im Konzentrationslager Mauthausen 1938-1945, hg. von Die Aussteller und Bundesministerium für Inneres, Wien 2007

• Überleben durch Kunst. Zwangsarbeit im Konzentrationslager Gusen für das Messerschmittwerk Regensburg, Hg.: Reinhard Hanausch/Bernhard Lübbers/Roman Smolorz/Mark Spoerer, Regensburg 2021